Israel III: Das Rote Meer

Israel III: Das Rote Meer

Teil 3

Teil 1 finden Sie hier, Teil 2 hier.

Der Weg von Arad nach Eilat führt entlang der jordanischen Grenze. Auf der einspurigen Straße herrscht dichter Verkehr. Die Israelis haben gerade Ferien anlässlich des jüdischen Laubhüttenfestes Sukkot, der im Herbst sieben Tage lang gefeiert wird. Alles fährt in den Urlaub.

An einer Stelle ragt am Straßenrand ein ausgebrannter Bus aus dem niedrigen Gebüsch. Seine verkohlten Rippen mitten in der Sommerlandschaft sind unheimlich. Wir rätseln, warum er nicht weggeräumt wird. «Als Mahnung», meint mein Mann. Er mag Recht haben, eine Mahnung ist hier angebracht, denn es wird überholt, was das Zeug hält, manchmal so knapp, dass wir scharf abbremsen müssen, um nicht in ein uns entgegen jagendes Auto zu prallen.

Als der Wegweiser Peace Route kommt, die Friedensroute, biegen wir von der Hauptstraße ab. Eine schmale, aber ebene und gut ausgeschilderte Nebenstraße führt uns zu bewässerten Plantagen. Dattelpalmen stehen in Reih und Glied, schwarze Netze sind um die Fruchtstände gespannt, damit die reifen Datteln nicht am Boden landen. In Gewächshäusern blitzen Tomaten und Peperoni aus dem üppigen Grün hervor. Vor dreißig Jahren hatte sich hier noch die Wüste erstreckt, mittlerweile grünt und blüht es an vielen Stellen. Tröpfchenbewässerung und Aufforstung tragen bereits ihre Früchte. Wir bewundern den Fleiß der Menschen, die hier ihre Vision von einem blühenden Garten mitten in der Wüste in die Tat umsetzen.

Eine Dattelplantage in der Wüste

Die Berge auf der jordanischen Seite stehen im Dunst, eine Straße schlängelt sich am Hang, Ortschaften gibt es so gut wie keine. An manchen Stellen kommt die Staatsgrenze ganz nah an unsere Straße heran und wir erkennen auf der anderen Seite Autos und Lastwagen.

Blick auf Jordanien

Nach drei Fahrstunden finden wir uns auf einmal auf einer Autobahn, gleich danach kommt die Abzweigung nach links zur jordanischer Grenze und nach Aqaba. Vor uns liegt Eilat, dahinter erstreckt sich das Rote Meer. Mein Herz schlägt höher. Mein geliebtes Rotes Meer, wo ich so viele märchenhafte Tauchgänge gemacht habe!

Eilat empfängt uns mit Hektik, Lärm, Gedränge. Mitten in der Stadt liegt der lokale Flughafen, der Landeanflug erfolgt dicht über den Dächern. Im Industriehafen stapeln sich Container, importierte Neuwagen reihen sich auf den Parkplätzen. Zahlreiche Urlauber tummeln sich an jedem zugänglichen Strandabschnitt.

Aus der Ferne sieht Eilat am besten aus

Unser Hotel liegt außerhalb der Stadt, wenige hundert Meter von der Grenze zu Ägypten. Auf der anderen Seite der Grenze liegt der ägyptische Ort Taba, wo ich schon immer tauchen wollte.

Wir können unser Zimmer noch nicht beziehen und suchen nach einem Café, um die Wartezeit zu überbrücken. Auf meine Anweisung hin (oh, meine Anweisungen, die haben’s in sich, man denke an unser kleines Wüstenabenteuer auf Fuerteventura, wo wir auf meine Anweisung hin im Sand anhielten, stecken blieben und eine Stunde zu Fuß zur Autobahn laufen mussten), also, auf meine Anweisung hin fahren wir weg von der Stadt am Strand entlang. «Dort findet sich ganz bestimmt ein nettes Café, wo wir mit Blick auf das Rote Meer ein Käffchen trinken können», behaupte ich und halte Ausschau.

Auf einmal versperrt uns eine Schranke den Weg. Ein uniformierter Mann fragt, was wir vorhätten. Unsere Erklärung, wir suchten nach einem Café, bringt ihn zum Lachen. Hier sei der Grenzübergang nach Ägypten, sagt er, hier gebe es kein Café. Unsere Wir-sind-nur-blöde-Touristen-Mienen wecken seine Nachsicht, wir dürfen im Niemandsland hinter der Schranke wenden. «Lasst uns lieber in die Stadt fahren», sage ich beschämt.

In der Stadt bekommen wir mit viel Glück eine winzige Lücke in einem Klaustrophobie erweckenden unterirdischen Parkhaus bei einem Einkaufszentrum. Beim Eingang ins Einkaufszentrum muss man durch eine Sicherheitskontrolle. Wie zuverlässig sie ist, bleibt uns unklar.

Am Ende der Strandpromenade

Wir gehen auf der Strandpromenade spazieren und trinken schließlich unseren Kaffee am Ende des israelischen Küstenstreifens. Eilat gefällt mir überhaupt nicht. Es ist das genaue Gegenteil von friedlichem und authentischem Arad. «Wären wir doch in der Wüste geblieben», schreibe ich in meiner Facebook-Chronik an diesem Tag. Am liebsten möchte ich gleich wieder weg von hier, mein Mann stimmt einer früheren Weiterfahrt zu. Ich prüfe, ob wir an unserem nächsten Ziel, in Mizpe Ramon, einen Tag früher einchecken können. Das geht nicht.

Wir bleiben in Eilat drei Tage und versuchen, das Beste daraus zu machen, sprich einen Strandurlaub.

Am kostenlosen Strand gegenüber unserem Hotel sind ganz viele Kite-Surfer. Sie gehen nacheinander ins Wasser, um kunstvolle Sprünge vorzuführen. In der Zwischenzeit liegen ihre Segel am Strand wie schlafende Drachen. Ein paarmal windet es einen der Segel weg und er rammt die Sonnenschirme, die Leute spritzen auseinander.

Kite-Surfer in Eilat

Den nächsten Tag verbringen wir am Coral Beach. Der Strand ist von allen Seiten eingezäunt, man muss Eintritt zahlen, Schwimmen ist nur in abgesteckten Bahnen erlaubt, zum Schutz der Korallen. Während unser Sohn den Strand umgräbt, beobachte ich wehmütig die Taucherboote. Schon seit vier Jahren komme ich nicht mehr zum Tauchen.

Hinter dem schmalen Meerstreifen erstreckt sich die jordanische Stadt Aqaba, nebenan erheben sich Frachtterminale, im Hintergrund ragen die roten Berge auf. Am Hafen weht die grün-weiß-schwarze jordanische Flagge.

Coral Beach

In der Nähe des Hotels gibt es ein einfaches Strandrestaurant. Aus irgendeinem Grund heißt es Mykonos. Der Bezug zu Griechenland erschöpft sich in weiß-blau karierten Tischtüchern. Serviert werden israelische Speisen und Fast Food. Wir finden Gefallen an Humus, gebackenem Fisch aus Tagesfang und Weißwein und verbringen dort jeden Tag den Sonnenuntergang.

Der Sonnenuntergang vom Strandrestaurant aus

Nach drei Tagen verlassen wir Eilat, das ich trotz Korallen nicht ins Herz geschlossen habe. Es geht nach Norden, in die Negev.

 

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