Alles logisch? Eben nicht!

Alles logisch? Eben nicht!

Meine Strategie, mir neue Namen zu merken, erscheint mir vollkommen. Sie muss funktionieren. Tut sie auch. Meistens.

Doch manchmal…

An meinem letzten Arbeitsort hatte ich zwei Kollegen, Ueli und Walti. Beide waren groß, schlank und aufmerksame Zuhörer, damit erschöpfte sich ihre Ähnlichkeit. Ich hatte mit beiden häufig zu tun und mochte beide. Nichtsdestotrotz brachte ich es nicht fertig, sie auseinander zu halten. Aus irgendeinem rätselhaften Grund verwechselte ich sie und nannte Ueli ständig Walti. Mit der Zeit wurde es peinlich. Ich war bei Uelis Anblick sofort auf der Hut, passte grausam auf und schaffte es im letzten Moment gerade noch, den «Walti» zu verschlucken. Allerdings blieb es meine einzige Errungenschaft. Obwohl ich mir alle Mühe der Welt gab, schaffte ich es kein einziges Mal, den freundlichen Hünen beim richtigen Namen zu nennen. Den Anderen, Walti, nannte ich – zum Teufel mit der Logik! – auch Walti. So gab es für mich keinen Ueli, dafür zwei Waltis. Ueli, obwohl es ihn nicht gab, nahm es mir nicht übel, der war echt goldig. Walti, der nichts von meiner Gedächtnisschwäche wusste, nahm es mir auch nicht übel.

In manchen Sachen bin ich die Perfektion selbst, wenn auch nicht immer freiwillig. Eine simple Verwechselung, was ist schon daran? Ich hatte mehr zu bieten. In einer Untergymi-Klasse, die ich unterrichtete, gab es ein blasses, stilles Mädchen namens Leonie. Ich nannte sie Isabelle. Keine Ahnung, woher dieser Name aufgetaucht war, in keiner meiner Klassen gab es eine Isabelle. Jedes Mal entschuldigte ich mich beim Mädchen und wusste auch sofort ihren richtigen Namen – bis zum Ende der Stunde. In der nächsten Stunde lief das Spielchen von vorne ab. «Wenn ich dich wieder einmal Isabelle nenne, bringe ich dir ein Znüni», versprach ich einmal dem verstimmten Mädchen. Noch in derselben Woche bekam sie von mir ein Fresspäckchen. Das änderte nichts an der Sache, ich begrüßte die Arme weiterhin mit einem munteren «Hallo, Isabelle-Oh-Tschuldigung-Leonie», und keine Strategie vermochte dem entgegenzuwirken.

Tja, eben, Strategie ist Silber, Gedächtnis ist Gold.

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